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Portrait

Mathilde TissierMathilde Tissier – Doktorandin CNRS – LIFE ALISTER

Thema der Doktorarbeit: Beurteilung der ernährungsphysiologischen Qualität der verschiedenen Anbauten und Ausarbeitung von Schutzsystemen gegen Fressfeinde im Rahmen der Wiederherstellung des Lebensraums des Feldhamsters (Cricetus cricetus) und Wiederverbindung der Populationen.

Nach dem wissenschaftlich ausgerichteten Abitur im landwirtschaftlichen Gymnasium „Olivier de Serres“ im Departement Ardèche (2008) ging ich zum Studium der Tier- und Pflanzenbiologie nach Montpellier. Im letzten Jahr vor dem Abschluss („Licence“) wählte ich Quebec als Studienort, wo ich mich für Tierökologie und Naturschutzbiologie begeisterte. Anschließend wurde ich im Master-Studiengang „Ökophysiologie und Ethologie“ der Universität Straßburg angenommen. Nach Erlangung meines Diploms (2013) bewarb ich mich um das Doktorarbeitsthema über den elsässischen Feldhamster.

In was besteht Ihr Auftrag innerhalb des Projekts LIFE ALISTER?

Das CNRS als Projektpartner interessiert sich für zwei Problemkreise: erstens Beurteilung der Beziehung zwischen dem Erfolg der Reproduktion des Hamsters (Zahl der Würfe und Zahl der Jungen pro Wurf) in natürlicher Umgebung und seiner Nahrungsaufnahme und zweitens Verbesserung seiner Überlebenschancen, wenn er die Wilddurchlässe benutzt.

Im Rahmen meines Themas besteht meine Arbeit darin, den Einfluss der verschiedenen Nahrungsmittel (Weizen, Mais, Klee, Regenwürmer usw.) auf die Vermehrung des Hamsters zu testen. Ein erster Teil der Studie fand in einem Zoofachgeschäft  statt. Wir werden jetzt zum zweiten Teil übergehen und die gleiche Studie in den externen Gehegen durchführen. Die Hamster werden dort ausgesetzt (in vorgegrabenen Bauten), was uns ermöglicht, den Einfluss der Ernährung auf ihren Winterschlaf und ihre Reproduktion unter naturnahen Umständen zu studieren, die als solche repräsentativer als im Naturzustand sind.

Können Sie uns schon seine Lieblingsmahlzeit nennen?

Der Hamster verspeist zahlreiche Nahrungsmittel, wenn sie ihm zugänglich sind, sowohl Körner (Weizen, Mais) als auch Blätter (Luzerne, Klee) oder sogar Insekten. Wir konnten in der von uns durchgeführten Studie beobachten, dass er besonders große Lust auf Kartoffeln, Klee und Regenwürmer hatte.

Und in Bezug auf die „Hamsteroducs“? Um was handelt es sich übrigens?

Das sind kleine Tunnelröhren, durch die die Hamster Hindernisse überwinden können, vor allem Straßen. Ein Problem ist, dass die Fressfeinde wie Füchse oder Katzen bestens begriffen haben, dass sie dort leichte Beute finden können. Unsere Arbeit besteht darin, Lösungen zu entwerfen, damit die Hamster entkommen können, wenn sie einem Fressfeind im Tunnel begegnen. Im Laboratorium teste ich verschiedene Vorrichtungen. Dann muss geprüft werden, ob sie funktionieren, ob sie der Hamster benutzt usw. Wie bei der Ernährung wird die nächste Etappe der Test in naturnaher Umgebung sein, und zwar vor Installation in den Gebieten, wo die Hamster leben, unser endgültiges Ziel.

Was hat Sie zum Studium der Hamster veranlasst?

Während meiner Studienzeit habe ich für das Studium der Säugetiere in ihrer natürlichen Umgebung geschwärmt. Besonderes Interesse habe ich für Winterschlaf haltende, einzelgängerische und allesfressende Tiere entwickelt, die sich nicht immer in Entsprechung mit dem Menschen und seinen Aktivitäten befinden. Es handelt sich häufig um Tiere, die eine hohe Anpassungsfähigkeit trotz aller auf ihnen lastenden Zwänge besitzen. Ich interessierte mich als erstes für die ernährungs- und verhaltensbezogenen Konzepte des Braunbärs, einem Tier, das zugleich fasziniert und für Unbehagen sorgt. Und als ich vom Feldhamster, von den mit dem Rückgang seiner Populationen verbundenen Problematiken sprechen hörte, interessierte ich mich wahrhaftig für dieses Thema. Die Tatsache, diese Dissertation schreiben zu können, erlaubt mir, alles in Einklang zu bringen, was mich in meinem Studiengang begeistert hat: ernährungsbezogene Konzepte, Erhaltung einer von Ausrottung bedrohten Tierart, Konflikte Mensch-Fauna usw.

Was können Sie uns über dieses Tier mitteilen?

Es ist ein Tier, das man zugleich gut und sehr wenig kennt. Da es unter der Erde lebt und erst in der Abenddämmerung an der Oberfläche erscheint, glaube ich, dass viele Leute nicht wissen, wie es sich verhält. Die Jungen z. B. sind sehr verspielt und balgen sich viel (wie man es bei jungen Löwen und Bären beobachten kann).

Die ausgewachsenen Tiere sind sehr organisiert. Ein Hamsterbau umfasst zahlreiche Gänge mit Bereichen für Nahrungsreserven, Abort, Schlaf und Kinderstube sowie verschiedene Ausgänge für den Fall eines Angriffs auf den Bau. Das Weibchen hat stark entwickelte Mutter- und Schutzinstinkte und nachdem sie ihre Jungen aufgezogen hat, zieht sie fort und überlässt ihnen den von ihr gegrabenen Bau, damit die Jungen noch etwas länger vor Unbilden geschützt sind.

Schließlich ist der Hamster eine sogenannte „Schirmtierart“: die Tatsache, ihn studieren und schützen zu können, ermöglicht den Schutz vieler anderer Arten, die vom gleichen Lebensraum wie er abhängen: Insekten, Kleinsäugetiere, zahlreiche Vögel usw.