Die Kolloquiums-Beiträge sind online

2 avril 2019
 

Am 3. Oktober 2018 fand in Straßburg, im Plenarsaal der Region Grand Est, das Kolloquium zu den im Rahmen des LIFE Alister-Programms gesammelten Erfahrungen statt. Dieser Tag bot die Gelegenheit, die Akteure, die sich für die Rettung des Feldhamsters engagieren, kennen zu lernen und ermöglichte gleichzeitig einen interessanten Erfahrungsaustausch über die Projektergebnisse. Auf die Plenarsitzung am Vormittag folgten Workshops auf dem Terrain am Nachmittag.

Die erste Podiumsdiskussion beschäftigte sich mit einem wichtigen Kapitel des LIFE Alister: dem landwirtschaftlichen Bereich. Nach den Beiträgen der Projektpartner, d. h. der Landwirtschaftskammer Elsass, des CNRS und des ONCFS, wurde den Landwirten, die sich an den Experimenten des Projekts beteiligt hatten und bereit waren, über ihre Erfahrungen zu berichten, das Wort erteilt. Von ihnen sind die deutlichsten Worte gekommen.

Von links nach rechts:  Francis Humann, Laurent Fischer und Vivien Ehrhart

Von links nach rechts: Francis Humann, Laurent Fischer und Vivien Ehrhart

  LIFE Alister: Beginn einer anderen Form der Zusammenarbeit mit den Landwirten

« Das LIFE Alister-Projekt hat zu einer neuen Art und Weise in der Herangehensweise an das Thema Biodiversität geführt. Alles erfolgte auf freiwilliger Basis und das ist sehr wichtig“, so Laurent Fischer, Landwirt und Vorsitzender des Vereins AFSAL (Agriculteurs et Faune Sauvage Alsace).

« Die Besonderheit der CUMA de la Plaine geht auf ihre Gründung zurück: Durch den Versand von 500 Schreiben konnte ein fester Kern, bestehend aus 16 motivierten Landwirten, gebildet werden. Die CUMA (Coopérative d‘Utilisation de Matériel Agricole) ermöglicht die Anschaffung sehr kostspieliger Ausrüstung, die wir allein nicht hätten finanzieren können. Eine Direktsämaschine beispielsweise kostet 50.000 Euro. Durch die Anschaffung dieser Maschine konnten wir gemeinsam neue Praktiken testen. Innovation und Fortschritt sind die Leitgedanken, die es ermöglichen, Erfahrungen zu bündeln und Misserfolge zu verstehen, die dadurch leichter verarbeitet werden und nicht noch einmal auftreten. Unter den Landwirten herrscht eine Form der Solidarität, sie beraten sich gegenseitig während der organisierten Treffen. Vorher gab es, selbst mit den PNA, diese Art von Synergie nicht. Die landwirtschaftlichen Betriebe sahen in der Schaffung der CUMA und dem erworbenen Material auf technisch höchstem Stand zunächst jedoch eine unfaire Konkurrenz und mussten diesbezüglich beruhigt werden. Es wurden klare Regeln definiert und wir haben eindeutig festgelegt, dass die CUMA nur für agronomische Experimente genutzt wird: Wir verkaufen keine Dienstleistungen.“ Francis Humann, Landwirt und Vizepräsident der CUMA de la Plaine, die im Rahmen des LIFE Alister gegründet wurde.

Wie beurteilen andere Landwirte die Teilnehmer an den Experimenten?

Vivien Ehrhart: „Ich möchte zuerst noch einmal an den Kontext erinnern: In der Vergangenheit wurden die Landwirte dafür bezahlt, den Feldhamster auszurotten und heute werden wir dafür bezahlt, seinen Schutz sicherzustellen. Doch dieses Tier hat nach wie vor einen schlechten Ruf und deshalb wird unsere Arbeit von anderen Landwirten nicht immer gern gesehen. Als junge Landwirtin interessiere ich mich für die Erhaltung der Biodiversität und versuche deshalb, die Bedürfnisse dieses Säugetiers mit den Interessen der Landwirte zu vereinbaren. Das ist nicht immer leicht. Im Jahr 2015 wurde als Bodenvegetation Hafer angebaut, der sich stärker als die Maispflanzen ausbreitete. Die Mais-Erträge fielen in jenem Jahr geringer aus und deshalb sage ich, dass der Schutz des Feldhamsters von den landwirtschaftlichen Fachkräften ein hohes Maß an Engagement erfordert. Die Landwirte in meiner Nachbarschaft sind über diesen Ertragsverlust entsetzt und beurteilen mein Engagement negativ, auch wenn das Programm ansonsten von den meisten nicht teilnehmenden Landwirten eher positiv betrachtet wird.“

Werden die eingesetzten Methoden zur Erhaltung des Feldhamsters zu mehr Bio-Anbau führen?

In der ökologischen Landwirtschaft haben wir nicht auf die mit dem Feldhamster zusammenhängende Problematik gewartet, um uns Gedanken über die Bodenqualität zu machen. … /… Wir können keine Monokulturen anbauen, sondern brauchen eine Vielfalt an Kulturen. Die Zonen-Einteilung für Hamster macht den Übergang zum Biolandbau viel leichter.“ Francis Humann, Landwirt und Vizepräsident der CUMA de la Plaine, die im Rahmen des LIFE Alister gegründet wurde.

Alle Präsentationen und Diskussionen sind auf der Website des LIFE Alister verfügbar: HIER KLICKEN

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